Wo bleibt die Körperarbeit?!

Am 1. Juni nahm ich gemeinsam mit 1.200 anderen von Depression betroffenen Menschen und ihren Angehörigen beim Deutschen Patientenkongress Depression teil. 1.200 Menschen! Es war eine sehr berührende Erfahrung. Im Rahmen des Wahlprogramms am Morgen durfte ich eine Schnupperstunde im traumasensitiven Yoga auf dem Stuhl geben. Es hat mich total gefreut, Teil des Kongresses zu sein und vielen Teilnehmern diese Möglichkeit geben zu können.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention und die Deutsche DepressionsLiga e.V. veranstalten dieses Forum rund um das Thema Depression mit Vorlesungen und Paneelen alle zwei Jahre. Die Moderation übernahm wie immer der Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und
Suizidprävention, Harald Schmidt.

Doch auch wenn ich die Präsentationen interessant fand, blieb die Konferenz meiner Meinung nach unter ihren großen Möglichkeiten – vor allem aus körpertherapeutischer Sicht. Auch wenn Yoga Teil der Veranstaltung war, wurde es – soweit ich es verfolgen konnte – nicht als eine ernstzunehmende komplementäre Ergänzung präsentiert. Dass Yoga erwiesenermaßen, durch zahlreiche große und internationale Studien, bei Depression einen wichtigen Beitrag zur Heilung leisten kann, wurde und wird in der psychotherapeutischen Community anscheinend nach wie vor ignoriert. Das Wort Trauma fiel vielleicht zweimal im Vormittagsprogramm. Spannende körpertherapeutische Verfahren wie Somatic Experiencing oder EMDR fanden ebenfalls keine Erwähnung. Und so gab es für die Kongressbesucher leider auch gar keine Möglichkeit, in Workshops oder Schnupperstunden KÖRPERARBEIT wirklich auszuprobieren – ausser im Vorprogramm vor der offiziellen Eröffnung des Kongresses. Ich würde mir wünschen, dass dies beim kommenden Kongress 2026 anders aussieht. Und dass auch Vertreter der körpertherapeutischen Verfahren auf die Hauptbühne dürfen.

Denn was für eine grandiose Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen! 1.200 Menschen! Es war eine sehr berührende Erfahrung, dazuzugehören. Denn obwohl mich meine Krankheit schon lange begleitet, war ich selbst nie auf die Idee gekommen, mich mit anderen auszutauschen, und die Erfahrungen anderer für meinen Heilungsweg zu nutzen. Das wurde mir auf dem Kongress nochmal sehr bewusst, und ich schüttele gerade wieder meinen Kopf darüber. 

Viele von den Kongressbesuchern waren junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Als eine Gruppe von Jugendlichen auf der Bühne stand und mehr Aufklärung und Maßnahmen in Schulen forderte, hat mich das sehr betroffen gemacht. Denn diese Kinder und Jugendliche haben so Recht! Wenn es früher mehr Wissen über und Akzeptanz von Depression bei Kindern und Jugendlichen gegeben hätte, wäre mein Leben vielleicht anders verlaufen.


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