🍂 Ritambharā Prajñā – Wenn Wahrheit aus der Stille entsteht
Ein yogaphilosophischer Impuls für den Herbst und für Menschen auf dem Weg der Traumaheilung
Der Herbst trägt eine besondere Schwingung in sich. Die Luft wird klarer, die Tage kürzer, die Farben intensiver. Es ist eine Zeit, in der die Natur loslässt – sichtbar, still, selbstverständlich. Und doch spüren viele Menschen, besonders diejenigen, die eine traumatische Erfahrung gemacht haben, in dieser Jahreszeit eine leise innere Unruhe. Wenn es stiller wird, taucht manches auf, was in der Hektik des Sommers unbemerkt blieb.
In der Yogaphilosophie finden wir einen wunderschönen Begriff, der genau diese Zeitqualität beschreibt: Ritambharā Prajñā – die Wahrheit, die aus der Stille geboren wird. Es ist die Weisheit, die jenseits von Denken und Analysieren entsteht, wenn wir tief lauschen. Nicht im Außen, sondern in uns selbst. Diese Qualität ist eng verbunden mit dem, was in der Yogatherapie geschieht: ein achtsames Hinspüren, das Körper, Atem und Seele gleichermaßen einbezieht.
Was ist Ritambharā Prajñā?
Der Begriff stammt aus den Yoga Sūtren des Patañjali (1.48). Er beschreibt einen Zustand des Geistes, in dem Wahrnehmung frei ist von Verzerrung, Angst und Projektion. Ritambharā Prajñā ist das intuitive Erkennen dessen, was wirklich ist – ein Wissen, das nicht aus Erfahrung oder Lernen entsteht, sondern aus innerer Klarheit.
Für Menschen mit Traumaerfahrung kann dieser Gedanke zunächst fremd wirken. Denn Trauma trennt: vom Körper, vom Vertrauen und von der Fähigkeit, die Welt als sicher und wahrhaftig zu erleben. Ritambharā Prajñā hingegen entsteht genau aus dieser Verbindung heraus – aus der Fähigkeit, still zu werden, zu spüren und im Spüren Wahrheit zu erkennen. In der traumasensitiven Yogatherapie unterstützen wir genau diesen Prozess: behutsam, körperorientiert und frei von Druck.
Der Herbst als Spiegel des Heilungsprozesses
Der Herbst lädt uns ein, genau das zu üben: loszulassen, was nicht mehr trägt. Blätter fallen nicht aus Schwäche, sondern aus Weisheit. Sie wissen, wann die Zeit gekommen ist, sich zu lösen.
Auch wir dürfen lernen, dass Loslassen kein Verlust ist, sondern eine Form von Vertrauen.
Doch für traumatisierte Menschen kann Loslassen Angst machen. Kontrolle war oft überlebenswichtig. Stille kann bedrohlich wirken, Dunkelheit unsicher. Und doch liegt gerade hier die Chance: in der sanften, schrittweisen Rückkehr zur Stille – nicht als Forderung, sondern als Einladung.
Vielleicht bedeutet Heilung im Herbst nicht, alles loszulassen,
sondern nur ein wenig weniger festzuhalten.

Ritambharā Prajñā und Körperarbeit
In der Yogatherapie und Traumatherapie sprechen wir davon, dass Heilung nicht durch Nachdenken geschieht, sondern durch Erleben. Ritambharā Prajñā kann man nicht „machen“. Aber wir können die Bedingungen schaffen, unter denen sie sich zeigt – genau wie die Natur, die nicht erzwingt, dass Blätter fallen. Sie bereitet sich einfach vor.
Eine traumasensitive Yogapraxis im Herbst könnte so aussehen:
- Erdende Haltung: Tadasana (Bergstellung) oder Balasana (Kindhaltung). Spüre die Schwerkraft. Lass dich von der Erde tragen.
- Atemübung: Lege eine Hand auf den Bauch, eine auf das Herz. Atme durch die Nase ein und über den Mund aus. Beobachte, wie der Atem dich sanft bewegt. Kein Ziel, kein Müssen – nur Wahrnehmen.
- Pratyahara – Rückzug der Sinne: Schließe für einen Moment die Augen. Spüre die Geräusche um dich, den Kontakt deines Körpers mit dem Boden. Lausche, ohne zu bewerten.
Diese einfachen Übungen sind wie kleine Tore zur inneren Stille. Sie bereiten den Raum, in dem Ritambharā Prajñā – dieses feine, stille Wissen – aufscheinen kann. Sie sind zugleich Ausdruck traumasensitiver Körperarbeit: sanft, stabilisierend, heilsam.
Trauma und die Angst vor der Stille
Viele meiner Klient:innen berichten, dass die dunkle Jahreszeit alte Erinnerungen oder Gefühle von Einsamkeit weckt. Das ist kein Rückschritt, sondern eine natürliche Reaktion des Nervensystems. In der Stille wird spürbar, was im Sommer überdeckt war.
Hier kann eine traumasensitive Yogatherapie helfen, den Körper als sicheren Ort wiederzuentdecken. Die Übung ist nicht, in die Dunkelheit zu stürzen, sondern ihr Schritt für Schritt zu begegnen – mit Atem, Bewegung, Wärme, Licht.
🕯️ Eine einfache Orientierungsübung
Diese Übung kann helfen, dich im Hier und Jetzt zu verankern, wenn Stille oder Dunkelheit Unruhe auslösen:
- Schau dich um. Nimm drei Dinge in deinem Raum wahr, die dir vertraut oder angenehm sind – eine Pflanze, ein Licht, ein Buch.
- Spüre deinen Körper. Fühle den Kontakt deiner Füße mit dem Boden oder deiner Hände mit den Oberschenkeln.
- Atme bewusst. Einatmen – du bist hier. Ausatmen – du bist sicher.
- Benenne leise: „Ich bin hier. Ich sehe… (benenne etwas im Raum). Ich spüre… (benenne eine Körperempfindung).“
- Wenn du magst, bewege dich sanft: Kreise die Schultern, strecke die Arme, spüre deine Grenzen.
Diese kleine Übung kann helfen, dich zu orientieren, wenn alte Erinnerungen oder Gefühle auftauchen. Sie schafft Verbindung zum gegenwärtigen Moment – der Ort, an dem Heilung überhaupt erst möglich wird.
Kleine Praxis für den Herbst
Manche Menschen mit Traumaerfahrung spüren, dass Atemübungen oder Selbstberührung zunächst unangenehm sein können. Bitte geh behutsam mit dir um und nimm dir nur das aus dieser Übung, was sich für dich sicher anfühlt. Du darfst jederzeit die Augen geöffnet lassen, den Atem frei fließen lassen oder einfach eine Haltung finden, die dir Stabilität gibt. Alles, was du spürst – oder nicht spürst – ist in Ordnung.
Wenn du magst, probiere diese einfache Übung:
- Finde einen ruhigen Ort. Setze dich bequem hin, spüre den Boden unter dir.
- Atme drei Mal tief ein und aus. Oder: Spüre einfach, dass du atmest, ohne etwas zu verändern.
- Lege – wenn es sich gut anfühlt – die Hände auf dein Herz. Oder lege sie einfach locker in den Schoß.
- Frage dich leise: Was ist jetzt wahr – jenseits von Angst und Geschichte?
Nicht, was „richtig“ ist, sondern was du in diesem Moment tatsächlich fühlst oder brauchst. - Bleibe für ein paar Atemzüge oder Momente bei dieser Wahrnehmung. Lass sie sich ausbreiten, ohne sie zu verändern.
Vielleicht spürst du Wärme, vielleicht Kälte, vielleicht gar nichts. Alles ist in Ordnung. Ritambharā Prajñā zeigt sich nicht als Antwort, sondern als feines Gefühl von Stimmigkeit.
Vom Tun ins Sein
Im Herbst zieht sich die Natur zurück. Sie produziert nicht, sie regeneriert. Für viele von uns ist das schwer. Wir sind gewohnt, zu funktionieren, zu leisten, zu „bearbeiten“. Aber Heilung geschieht nicht im Tun, sondern im Sein.
Ritambharā Prajñā ist eine Erinnerung daran, dass Wahrheit, Klarheit und Heilung nicht durch Anstrengung entstehen, sondern durch die Bereitschaft, still zu werden und zu lauschen.
Vielleicht ist das die eigentliche Aufgabe dieses Herbstes: nicht mehr zu suchen, sondern zu finden – in uns selbst.
Abschlussgedanke
Wenn du in dieser Jahreszeit Momente der Schwere oder Einsamkeit spürst, erinnere dich daran: Auch die Natur zweifelt nicht an sich, wenn sie ihre Blätter verliert. Sie weiß, dass aus dieser Leere neues Leben entsteht.
In der Stille wächst Vertrauen.
Und im Vertrauen zeigt sich Wahrheit – Ritambharā Prajñā.
Als Yogatherapeutin begleite ich Menschen auf ihrem Weg, wieder Verbindung zu sich selbst und zu ihrem Körper aufzubauen – achtsam, traumasensitiv und im eigenen Tempo.
Wenn du dich auf diesen Weg machen möchtest – Schritt für Schritt, mit deinem Körper als sicherem Anker – unterstütze ich dich gerne.
In meinem traumasensitiven Coaching verbinde ich Elemente der Yogatherapie, Achtsamkeit und Körperarbeit, um dich dabei zu begleiten, innere Ruhe, Vertrauen und Stabilität zu entwickeln.
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